Von außen sieht alles gut aus: Eine ansprechende Website, laufende Google Ads, vielleicht sogar Social-Media-Präsenz. Doch in der neuen Welt der KI-Suchsysteme reicht das nicht mehr aus. Wer heute in ChatGPT, Perplexity oder Claude nach Anbieter*innen sucht, erhält oft KI-generierte Empfehlungen und viele großartige Unternehmerinnen tauchen dort nicht auf. Warum das so ist, und wie sich das ändern lässt, erklärt dieser Beitrag.
1. KI verändert die digitale Recherche – auch im B2B
Die Art und Weise, wie Menschen nach Informationen, Dienstleistungen und Produkten suchen, hat sich radikal verändert. Immer mehr berufliche Entscheidungen beginnen nicht mehr bei Google, sondern in einem Chatfenster.
ChatGPT, Claude oder Perplexity beantworten Fragen direkt: „Empfiehl mir eine Steuerberaterin in Köln“ oder „Welche Anbieterinnen gibt es für nachhaltige Mode-PR in Berlin?“ und spucken sofort Ergebnisse aus. Der klassische Klick auf zehn Websites entfällt. Mit über 800 Millionen aktiven Nutzer:innen pro Woche (OpenAI, 2024) wächst die Bedeutung dieser Tools rasant – vor allem im beruflichen Kontext. Besonders für Unternehmerinnen im B2B-Bereich bedeutet das: Sichtbarkeit beginnt nicht mehr auf der Website. Sie beginnt viel früher: in der Antwort einer KI.
2. Das Problem: Unsichtbar trotz Google-Ranking und Werbung
Viele Unternehmerinnen investieren gezielt in Sichtbarkeit: Performance-Marketing, Google Ads, eine gut gepflegte Website. Und trotzdem? Keine Erwähnung in der KI-Antwort. Auch nicht in der Longlist. Auch nicht mit Werbebudget.
KI-Systeme sortieren nicht nach Klickpreis, sondern nach Vertrauenswirkung. Viele Unternehmerinnen sind fachlich top – aber digital unsichtbar, weil ihre Online-Reputation zu wenig Substanz bietet.
3. Die Ursache: KI denkt nicht wie ein Algorithmus – sondern wie ein Mensch
KI-Systeme ziehen ihre Informationen aus öffentlich verfügbaren Quellen: aus Websites, Bewertungen, Presseartikeln, Blogs, Foren, Fachmedien oder YouTube. Dabei zählen nicht nur Daten, sondern Wirkung:
Wirkt diese Anbieterin vertrauenswürdig?
Gibt es Bewertungen von echten Kund:innen?
Hat sie Fachbeiträge veröffentlicht?
Wird sie in Foren oder Medien erwähnt?
Gibt es authentische Videos, Interviews oder Referenzen?
Nur wenn ein überzeugendes Gesamtbild entsteht, wird eine Unternehmerin zur relevanten Empfehlung. Suchmaschinenoptimierung (SEO) allein reicht nicht mehr. Es geht um Answer Engine Optimization (AEO) – also darum, als vertrauenswürdige Antwort zu erscheinen, nicht nur als Link.
4. Die Folgen: Verlust von Chancen, bevor sie entstehen
Das größte Risiko: Man verliert potenzielle Kund:innen, bevor es überhaupt zu einem Gespräch kommt. Denn viele Entscheidende in Unternehmen nutzen heute KI-Tools, um sich eine Shortlist zu erstellen. Wer nicht dabei ist, wird auch nicht angefragt.
Doch nicht nur Kund:innen, auch Bewerber:innen oder Investor:innen lassen sich von digitalem Vertrauen leiten. „Ich schaue mir oft an, wie ein Unternehmen online wirkt“, sagt eine Gründerin aus München. „Wenn ich nichts finde außer einer Website, werde ich skeptisch – egal, wie gut das Angebot klingt.“
Für viele Unternehmerinnen, die ohnehin mehr leisten müssen, um gehört zu werden, ist das ein doppeltes Problem. Ihre Sichtbarkeit hängt nicht nur von ihrer Kompetenz ab, sondern auch davon, wie sie digital wahrgenommen werden.
5. Der Lösungsweg: Digitale Vertrauensbildung strategisch angehen
Was können Unternehmerinnen tun, um in der KI-Ära sichtbar und relevant zu bleiben? Es braucht eine neue Form der digitalen Präsenz – jenseits von Werbung. Hier einige konkrete Ansätze:
A. Online-Reputation aktiv aufbauen
Bewertungen sammeln: auf Google, Trustpilot, ProvenExpert – aber auch auf branchenspezifischen Plattformen
Fallstudien und Erfahrungsberichte: Zeigen, wie man Probleme löst – mit echten Kund:innen, idealerweise mit Namen und Fotos
Fachartikel veröffentlichen: in Fachmedien, auf LinkedIn oder im eigenen Blog – mit fundierter Expertise
B. Persönliche Wirkung nutzen
YouTube-Videos oder Podcasts: Kurze Interviews, Projektvorstellungen oder Erklärvideos schaffen Nähe und Vertrauen
Social Media mit Tiefgang: Nicht nur posten, sondern Haltung zeigen, Wissen teilen, Dialog führen
C. Sichtbarkeit auf Google Seite 1 gestalten
Nicht nur auf SEO setzen, sondern gezielt Inhalte platzieren, die auch von KI gelesen werden können: Presseartikel, Forenbeiträge, FAQ-Seiten, öffentlich verfügbare PDFs
D. Inhalte KI-gerecht aufbereiten
Strukturierte Daten (Schema.org) helfen Maschinen beim Verstehen von Inhalten
Inhalte in Frage-Antwort-Formaten schreiben („Wie finde ich eine gute PR-Beraterin?“)
Dialoge und Storytelling verwenden – nicht nur Keywords
6. Fazit: Sichtbarkeit entsteht durch Vertrauen – nicht durch Lautstärke
Die Zeiten, in denen Sichtbarkeit nur durch Werbung erzeugt wurde, sind vorbei. In der Ära von KI-Suchsystemen geht es darum, digital als vertrauenswürdige, relevante und glaubwürdige Stimme erkennbar zu sein. Wer es schafft, diese Wirkung über Bewertungen, Inhalte und persönliche Präsenz zu erzeugen, wird nicht nur in der KI-Antwort genannt, sondern auch im echten Leben gefragt.
Für Unternehmerinnen bedeutet das: Es geht nicht um „mehr Marketing“, sondern um gezielte digitale Vertrauensbildung. Der erste Eindruck zählt und dieser entsteht heute oft in einem Chatfenster, lange bevor ein potenzieller Kunde jemals Ihre Website aufruft.
Jonas Paul Klatt / Foto Klatt
Autor Jonas Paul Klatt …
… Jonas Paul Klatt (23) ist Gründer von OnRep Consulting – einem Start-up mit Mission: deutschen KMUs dabei zu helfen, ihre wahre Qualität online sichtbar zu machen. Bereits mit 15 Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für die digitale Welt, baute erste Websites und vertiefte sich in Online-Marketing. Mit 16 startete er parallel zur Schule als Verkäufer für Marketing- und PR-Dienstleistungen. Trotz früher Erfolge setzte er auf solide Ausbildung: Mit 18 Jahren schloss er seine kaufmännische Lehre bei Mercedes-Benz ab und gründete kurz darauf seine erste GmbH. In den letzten fünf Jahren sammelte er als Vertriebsleiter, Marketingspezialist und Medienberater einzigartige Einblicke: Über 3.000 Strategiegespräche mit Unternehmern zeigten ihm ein klares Muster: Viele Top-Unternehmen scheitern nicht an ihrer Qualität, sondern daran, diese online sichtbar zu machen. https://www.linkedin.com/in/jonas-paul-klatt-305b361bb/