Christine Walker ist Unternehmerin, Autorin und Speakerin. 2004 hat sie ihr Unternehmen PLU gegründet. Heute coacht sie Assistenzen und Führungskräfte für ein besseres Miteinander. Mit dem Topmodel Papis Loveday bietet sie ein Seminar für Frauen an: Mutig und Selbstbewusst. She works! erzählte sie über ihren Werdegang und den Weg dorthin.
Frauen im Vorstand bzw. der Führungsebene sorgen für bessere Zahlen, die Rendite steigt und Unternehmen mit Frauen in der Geschäftsführung verbuchen bis zu 26 Prozent mehr wirtschaftlichen Erfolg als Unternehmen mit einem homogen männlichen Führungsstab. Frau Walker, ist das mittlerweile bekannt, dass Frauen in der Führungsebene gewinnbringend sind?
Das ist schon bekannt und gerade kleine und mittelständische Unternehmen werden sehr erfolgreich von Frauen geführt. Mein Unternehmen wird von Frauen geführt, Ihr Unternehmen SHE works! auch! Nur, dass diese Betriebe in den Medien weniger präsent sind.
In den großen Konzernen und Unternehmen, da sind tatsächlich weniger Frauen in den gehobenen Ebenen vertreten. Das stimmt. Aber die Zeit ist nicht aufzuhalten, das kommt auch noch.
Bei der Berichterstattung fällt es mir auch immer wieder auf, dass vor allem das Negative in den Fokus gerückt wird, anstatt über das Positive zu berichten. Ich denke, wenn man mal über die vielen „Hidden Champions“ und deren Erfolgsstrategien berichten würde, würde das mehr bringen, als immer nur auf dem „Was nicht geht oder schiefläuft“ rumhackt.
Wenn das bekannt ist, dass Frauen in Führungspositionen gewinnbringend für das Unternehmen sind, warum sind dann immer noch so wenige zu finden?
Ich denke, dass das daran liegt, dass in klassischen Konzernen Veränderungen immer eine Weile dauert. Es gibt so viele Rahmenbedingungen, die beachtet werden müssen, bevor dann eine Änderung stattfinden kann. Wir Frauen sollten uns auch stärker die Chancen und Möglichkeiten bewusst machen und auch wahrnehmen. Dazu muss man auch mal die eigene Komfortzone verlassen und ins Risiko gehen. Es ist so viel möglich, aber wir müssen uns trauen.
„Ich denke, dass das daran liegt, dass in klassischen Konzernen Veränderungen immer eine Weile dauert.“ Christine Walker
Ich schaue immer, in welchen Konzernen es weibliche Führungen gibt und ob sie funktioniert. Und da gibt es schon einige, z.B. an Bord von vielen AIDA Schiffen, wo ich ab und zu als Edutainerin im Einsatz bin. Da besteht 50 % der Führungsriege aus Frauen.
Ich denke, dass Unternehmen wie AIDA oder im Hotelfach, also Branchen, die nah am Markt und nah am Kunden arbeiten, das Genderthema zweitrangig ist. Da müssen unternehmerische Themen schnell vorangetrieben und umgesetzt werden.
Als 22-Jährige war ich in der Hotellerie in Venezuela und habe direkt mit Eintreffen schon eine Führungsposition angeboten bekommen. Wir müssen als Frauen schauen, dass wir in die Unternehmen gehen, wo es auch möglich ist, Karriere zu machen, anstelle es dort zu versuchen, wo wir kämpfen müssen. Meiner Meinung nach ist das verschwendete Energie. Wenn wir Chancen und Möglichkeiten gezielt suchen, dann ist wesentlich mehr möglich.
Sie selbst sind erfolgreiche Unternehmerin, Coach, Speakerin, Buchautorin. Wie war Ihr ganz persönlicher Weg?
Ich habe im Hilton Park Hotel in München meine Ausbildung gemacht, bin dann als Junior Purser auf ein Kreuzfahrtschiff gegangen, war dann in einem Hotel in Venezuela tätig. Danach bin ich 2000 zurück nach München in die Strategie-Unternehmensberatung Arthur D. Little. Danach habe ich mich selbstständig gemacht.
Gerade im Hotelfach war es nie ein Thema, dass Du eine Frau bist, das war schon bei der Ausbildung nicht relevant. Ich bin mit dem Thema Frauen in Führungspositionen erst konfrontiert worden, als ich anfing, Karriere zu machen. Ich selbst habe keine negativen Erfahrungen mit dem Genderthema gemacht, weder im Hotel noch auf dem Schiff, ich war sofort als Offizier an Bord. Bei Arthur D. Little habe ich als Assistenz in der Geschäftsführung gearbeitet. Dort habe ich auch mein Handwerkszeug als Assistenz gelernt. Ich wusste alles und habe alles gemanagt bis zu dem Zeitpunkt, als ich anfragte, ob es möglich ist, mobiler zu arbeiten. Ich war Turnierreiterin und musste hatte schon donnerstags oder freitags Wettkämpfe. Dazwischen hatte ich viel freie Zeit, in der ich hätte arbeiten können. Das war 2003. Obwohl ich ganz oben war und einen guten Ruf hatte, wurde mein Anliegen abgelehnt mit der Begründung: „Eine Sekretärin muss schon vor Ort sein.“. Das war für mich der Punkt zu sagen, diese Arbeitswelt gefällt mir nicht. Ich hatte dann zwei Möglichkeiten, entweder heulen und dagegen ankämpfen oder mich selbstständig machen. Und das habe ich dann getan. Ein paar Wochen später war ich als mobile Assistenz im PMO von einer international führenden Unternehmensberatung.
Wenn uns etwas nicht gefällt, liegt es doch an uns, es so zu gestalten, dass es für uns passt. Das hat schon Coco Chanel so gesagt. Und dann habe ich mir meine kleine Bubble, mein Unternehmen gegründet.
2004 haben Sie dann den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und PLU gegründet, ein Unternehmen, das Führungskräfte durch Coaching nachhaltig entlastet. Beraten Sie mehr Frauen oder mehr Männer mit PLU?
Die Assistenzen, die wir ja auch coachen, sind in erster Linie mehr weiblich. Ich denke so um die 90 %. Die Führungskräfte, die wir coachen, sind schon mehr männlich. Da liegt die Zahl so bei 70 % männlicher Führungskräfte. Zu unseren Kunden gehören große, klassische Konzerne, die nach wie vor eher eine männliche Führung haben.
Gab es Hürden bei Ihrem Schritt in die Selbstständigkeit?
Die Schwierigkeit an sich war, dass ich mit meiner Geschäftsidee weit vor der Zeit war. 2004 hatte eine Assistenz vor einem dicken Computer im Büro zu sitzen. Vor Ort. Ich war mit meiner Idee meiner Zeit deutlich voraus, musste viel erklären und Überzeugungsarbeit leisten. Ich musste immer wieder einen Schritt zurückgehen und meine Assistenzen zu den Kunden vor Ort schicken. Ich vergleiche das gern mit dem Fußball: Ich musste immer mal wieder zurückgehen und schauen über welche Außenseite ich „angreifen“ konnte. Wenn die Assistenzen gut waren und das Vertrauen der Vorgesetzten hatten, war es auch immer mehr möglich, dass sie mal einen Tag Homeoffice machen konnten und ihren Job flexibler gestalten.
„Ich war mit meiner Idee meiner Zeit deutlich voraus.“
Ja, ich glaube, das war die größte Hürde, dass ich gemeinsam mit meinem großartigen Team viel Geduld und Überzeugungsarbeit für meine Idee und meine Vision leisten musste.
Nun ist es keine Selbstverständlichkeit für Frauen, mutig und selbstbewusst den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. Was fehlt manchen Frauen, um das zu wagen?
Es ist wichtig, zu verstehen, wie man selbst „tickt“ und warum etwas bei einem selbst so ist, wie es ist. Das muss man für sich selbst oder mit einem Coach analysieren. Denn wenn man das Warum versteht, kann man sich entscheiden, ob man etwas verändern möchte und wie man etwas ändern möchte, welche Wege sich eigenen, welche Trainingspläne passen. Aus meiner Sicht braucht jeder einen Personalcoach, einen Trainer, der einen versteht und als Sparringspartner für einen da ist – in jeder Lebenslage.
Warum glauben Sie, fällt es Frauen nach wie vor so schwer, für ihre Ziele und Ideen einzutreten?
Nur 10 % des weltweiten Reichtums liegt in den Händen von Frauen. Was gleichbedeutend ist, dass Dir nur 10 % einer Firma gehören. Da hat man eben keinen Einfluss auf wesentliche Entscheidungen. Wenn wir Frauen also mitreden wollen, müssen wir eben auch Geld machen wollen und dazu ins Risiko gehen. Mit einem normalen Gehalt schafft man das nicht, Vermögen aufzubauen. Sprich, ich muss in Führungspositionen kommen und Karriere machen. Und Männer gehen ins Risiko.
Oder Du machst Dich selbstständig. Und auch hier musst Du mutig sein und etwas wagen. Große Deals sind nervenaufreibend, anstrengend und arbeitsintensiv. Es gibt nichts umsonst.
Sie bieten Abhilfe! Gemeinsam mit dem erfolgreichen Topmodel, Buchautor und Runway-Coach Papis Loveday ein Seminar für Frauen an: „Lady Boss 2021 – Mutig & Selbstbewusst ist das neue Normal“. Was beinhaltet das Seminar?
Als Erstes werden wir mit den Teilnehmerinnen eine Analyse durchführen: Wir nutzen dafür das Modell von Max Lüscher, das einem aufzeigt, wie die eigene Persönlichkeit strukturiert ist, warum etwas funktioniert und warum nicht, warum die Kommunikation mit einem Gegenüber funktioniert und warum nicht. Dann ermitteln wir mittel- und langfristige Maßnahmen, schauen welche Trainings es gibt. Und da wir den Teilnehmerinnen gern etwas sofort mitgeben wollen, gibt es ein Soforthilfeprogramm.
Papis Loveday spricht über Körperhaltung und wie jede Einzelne ihr Auftreten so ändert, dass man präsent auftritt. Das öffnet Türen. Er lässt die Teilnehmerinnen einen Catwalk laufen, was die ein oder andere sicher Überwindung kosten wird. Eine meiner zwei Kolleginnen, Manuela Kiesling, übt den Elevator Pitch, Susanne Castillo zeigt moderne Tools. Dann haben wir erfolgreiche Unternehmer Ladys, die 10-Minuten-Vorträge halten wie die Chefredakteurin der Courage, Birgit Wetjen, dann Carolin Schuberth, bekannt aus der Höhle der Löwen, Waschies und Gabriele Hartmann, die Finanzvorständin ist oder Martina Koula mit ihrem Modedesign Label LAKOULA.
Was vermitteln Sie, was wird Papis Loveday den Teilnehmerinnen zeigen?
Papis Loveday erzählt seine ganz eigene Geschichte. Er ist ja nicht einfach so Topmodel geworden, er hatte viele Hürden und als eines der ersten schwarzen Topmodels gegen viele Vorurteile zu kämpfen. Er ist so inspirierend und macht Mut!
Vielleicht als kleinen Vorgeschmack auf Ihr Seminar: Haben Sie vielleicht schon ein, zwei Tipps, die Sie unseren Leserinnen mitgeben können?
Wir vermitteln Mut und Selbstbewusstsein wie der Titel unseres Workshops ja schon sagt. Es geht um Kommunikation, um Körpersprache und Erscheinung und um Vorbilder.
Ein Tipp von mir, der vielleicht auch dabei hilft, seinen beruflichen Weg zu finden: Sind wir doch alle mal ein bisschen egoistischer und haben nicht immer den Anspruch an uns in allem perfekt zu sein! Ich glaube, das hilft schon in vielen Fällen.
Vielen Dank für das Gespräch!