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für Gründerinnen

Liina Vahtras arbeitet seit Juni 2023 als Managing Director bei e-Residency of Estonia. Das e-Residency-Programm bietet Zugang zu Estlands digitaler Infrastruktur. So kann jeder schnell, sicher und unbürokratisch ein Unternehmen in Estland gründen und führen – digital von jedem Ort der Welt aus.

Was ist die Besonderheit von e-Residency of Estonia?

Gründerinnen in Deutschland werden viele bürokratische Hürden in den Weg gestellt. Im Gegensatz dazu steht e-Residency für eine papierlose, 100 %ige Online-Verwaltung, minimale Bürokratie und ein attraktives Steuersystem. e-Residency ist eine spannende Lösung für EU- und Nicht-EU-Bürgerinnen, die es Frauen erleichtert, ein Unternehmen zu gründen, Familie und Kinder unter einen Hut zu bringen und Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu haben. Außerdem sind die Unternehmerinnen Teil einer aktiven und wachsenden Gemeinschaft von e-Resident:innen weltweit, die den Austausch von wertvollem Wissen und Erfahrungen fördern und gleichzeitig zur Gewinnung neuer Kund:innen und Geschäftspartner*innen beitragen.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

In den 1990er-Jahren arbeitete ich für Estlands größtes Telekommunikationsunternehmen Telia – damals ein Innovationszentrum der Privatwirtschaft. Ich war zuerst für die Kundenbetreuung zuständig und wechselte dann ins Marketing für die e-Kanäle des Unternehmens, wo ich meine Leidenschaft für Kommunikation entdeckte. Nach sechs Jahren in der Telekommunikationsbranche wurde ich für die Öffentlichkeitsarbeit einer politischen Partei angeworben. So konnte ich zwei meiner Interessen miteinander verbinden: Kommunikation und Politik. Ich arbeitete für zwei Premierminister als politische und strategische Beraterin für e-Governance und Start-ups. Zwischenzeitlich kehrte ich zurück an die Universität und machte meinen Master in Engineering, e-Governance Technologies and Services an der Technischen Universität in Tallinn. Ich arbeitete auch für Estlands größten Softwareentwickler (Nortal), bei einem estnischen Unicorn (Pipedrive) und bei einem Fintech-Start-up (Tuum), bis ich schließlich die Anzeige für e-Residency sah und wusste „Da will ich hin!“.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Ich hatte das Glück, mit sehr klugen und fleißigen Menschen zusammenzuarbeiten, die mich während meiner gesamten Laufbahn beraten, unterstützt und gefördert haben. Es gibt einige, die sich durch ihre Intuition und ihre Bereitschaft auszeichneten, mir zu zeigen, wo meine Stärken liegen. In dem Telekommunikationsunternehmen, für das ich arbeitete, gab es zum Beispiel eine Person, die alleine für PR und die interne Kommunikation zuständig war. Niemand arbeitete mit ihr an den verschiedenen Themen und es war schwierig, sie im Urlaub oder Krankheitsfall zu vertreten. Eines Tages entschied sie, dass ich ihre Stellvertreterin werden sollte. Ich hatte bis dahin noch keine Berührungspunkte zu Kommunikation, doch sie arbeitete mich ein und es gefiel mir so gut, dass ich PR sogar als Nebenfach in meinem Bachelorstudium wählte. Eine weitere wichtige Person war ein ehemaliger Manager bei Pipedrive – als Mitgründer und CEO sah er in mir ein Potenzial, das ich selbst nicht erkannt hatte. Er schlug mir vor, das Managementteam dabei zu unterstützen, effektiver und organisierter zu werden, und ich entwickelte die eingeführten Praktiken weiter, bis ich die Rolle der Stabschefin übernahm, die mich schließlich von der Leitung verschiedener Kommunikationsteams zum allgemeinen Management führte. In den letzten fünf Jahren hatte ich auch die Gelegenheit, mit einem professionellen Coach zu arbeiten, um mir bewusst zu machen, woran ich noch arbeiten muss und wie ich meine Stärken besser nutzen kann.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Ich denke, die größte Herausforderung war, meine Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Manchmal ist die größte Herausforderung, um Hilfe zu bitten. Es ist also keine einmalige Sache, sondern ein wiederkehrendes Thema. Normalerweise gehe ich mit solchen Situationen so um, dass ich mir ein oder zwei Tage Auszeit nehme, dann eine Liste der Dinge erstelle, die mich aus dem Gleichgewicht bringen, dann die Punkte auf der Liste nach Dringlichkeit und Intensität bewerte und dann einen nach dem anderen abarbeite. Ich nutze diese Methode sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause und sie hat mir bisher immer geholfen.

Wie machen Sie auf e-Residency aufmerksam?

Das e-Residency-Programm verfügt über ein starkes, funktionsübergreifendes Team, das in verschiedenen Bereichen wie Öffentlichkeitsarbeit, Marketingkampagnen, Geschäftsanalysen und Geschäftsentwicklung zusammenarbeitet. Unser Ansatz zur Steigerung des Bekanntheitsgrades umfasst sorgfältige Analysen und Untersuchungen, die es uns ermöglichen, bestimmte Segmente strategisch anzusprechen. Indem wir unsere Marketingbemühungen sowohl global als auch auf spezifische Märkte ausrichten, präziseren wir unseren Ansatz kontinuierlich, um mit den sich wandelnden Trends Schritt zu halten. Diese Anpassungsfähigkeit stellt sicher, dass unsere Initiativen zur Aufmerksamkeitssteigerung wirksam bleiben und bei unserer Zielgruppe auf Resonanz stoßen.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Wenn nicht das Beste, so doch das Mutigste für ein privates Unternehmen war, eine Ausnahme von der üblichen Praxis zu machen, um etwas zu tun, was einfach richtig schien. Als ich bei der Telekommunikationsfirma arbeitete, wurde ich vom nationalen Blutspendezentrum gebeten, ihnen dabei zu helfen, die Bürger:innen schnell zu erreichen, da die Zahl der Blutspenden unter eine kritische Grenze gefallen war. Das war noch vor der Datenschutz-Grundverordnung, aber es war schon ungewöhnlich, dass ein Mobilfunkunternehmen alle Menschen in einer bestimmten Region per SMS auffordert, Blut zu spenden, damit die Krankenhäuser und Notaufnahmen arbeiten und die notwendigen Transfusionen durchführen können. Ich konnte unseren Vorstand davon überzeugen, eine SMS an alle Menschen in Tallinn und den umliegenden Landkreisen zu schicken, damit sie Blut spenden. Wir waren darauf vorbereitet, dass die Menschen wütend auf uns sein würden, weil wir sie ohne entsprechende Erlaubnis kontaktiert hatten – stattdessen waren die Menschen, die die SMS nicht erhalten hatten, verletzt, weil sie nicht um Hilfe gebeten worden waren. Wir waren in der Lage, dem Blutspendezentrum und den Krankenhäusern zu helfen und erhielten eine hohe und positive Medienresonanz.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Dass die Zeit und Energie, die man aufwendet, um bei der Arbeit etwas zu erreichen, der Zeit und Energie entspricht, die man in die Beziehungen und das Familienleben zu Hause investiert. Ich glaube, dass das Verhältnis von 5:2 zwischen Arbeitstagen und freien Tagen unausgewogen ist (und die eigentliche Ursache für psychische Probleme darstellt).

Ihr Tipp: Was würden Sie Gründerinnen empfehlen?

Es gibt ein Sprichwort, das mich sehr berührt: Von Frauen wird erwartet, dass sie arbeiten, als hätten sie keine Kinder, und dass sie Kinder erziehen, als würden sie nicht arbeiten. Vor allem Gründerinnen leiden unter dem Problem, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig den Erwartungen an sich selbst gerecht zu werden. Hier hilft die e-Residency, indem sie Bürokratie und Verwaltung auf ein Minimum reduziert, sodass sich die Gründerinnen voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und gleichzeitig mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen können. Wir streichen einige Kästchen von ihrer To-do-Liste. Ich halte es auch für sehr wichtig, sich einer Community von gleichgesinnten Gründerinnen anzuschließen und ein Netzwerk aufzubauen. Dadurch erhalten Frauen Zugang zu dem Wissen, das sie brauchen, um als Gründerinnen durchzustarten, und sie erhalten hilfreiche Ratschläge, wenn sie vor Herausforderungen stehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

(Das Interview ist zuerst bei SHE works! erschienen)

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