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für Gründerinnen

Foto Stadt Göttingen / Miriam Merkel

Die Koordinierungsstelle „Frauenförderung in der privaten Wirtschaft“ bei der Stadt Göttingen hat eine neue Leitung: Dr. Natalie Hefele hat am 1. Juli die Führung übernommen. Sie folgt auf Ina Langanke, die mehr als 20 Jahre die Frauenförderung geleitet hat und sich in den Ruhestand verabschiedet.

Frau Dr. Hefele, Sie haben seit Juli 2019 die Leitung der „Koordinierungsstelle Frauenförderung in der privaten Wirtschaft“ übernommen. Was hat Sie an der Stelle gereizt?

Zum einen reizte es mich, vielfältige und aktuelle Themen der Ko-Stelle zu übernehmen und umzusetzen. Eine große Herausforderung ist für mich die Aufgabe, die Ko-Stelle als Clearings-Stelle bzw. Bindeglied zwischen den Frauen und den Unternehmen in der Region weiter zu entwickeln, um die Kommunikationswege zwischen beiden Seiten zu vereinfachen oder zu verkürzen. So können Antworten auf die folgenden Fragen viel zur oben beschriebenen Aufgabe beitragen: Welche Qualifikationen, Anforderungen bringen die Berufsrückkehrerinnen (inklusive qualifizierte Frauen mit Migrationshintergrund) mit und wonach suchen die Unternehmen, welche Anforderungen an die Berufsrückkehrerinnen stellen sie entgegen? Was können die Arbeitsmarktakteure (Kammern, Wirtschaftsförderer, Beratungsstellen, Bildungsträger) gemeinsam tun, um die Potenziale der sogenannten „stillen Reserven“ effektiv einzusetzen, gerade in der Zeit des Fachkräftemangels?

Zum anderen habe ich als neue Herausforderung die Intensivierung der Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen wahrgenommen, um zur Gestaltung vom familien- und lebensphasenorientierten Arbeiten beizutragen (Mithilfe von Informationsvorträgen und Workshops, praktischen Tipps durch Transfer von guten Beispielen, womöglich auch durch Beratungen).

Mit welchen Vorhaben und Zielen sind Sie angetreten, lang- und kurzfristig?

Kurzfristig plane ich ein neues, modernes und möglichst unterschiedliche Alters- und Zielgruppen ansprechendes Erscheinungsbild samt neuem Corporate Design zu entwickeln. Es geht unter anderem um Logos, Homepage, Flyer, Werbematerialien. Weiterhin möchte ich von meiner Vorgängerin geplante Aktivitäten und Beratungen fortsetzen, um Kontinuität zu gewährleisten und eine Unterbrechung zu vermeiden.

Längerfristig habe ich vor, die vor mehr als 20 Jahren aufgestellten Ziele der Ko-Stelle zu überprüfen und zu überdenken im Zusammenhang mit aktuellen Themen und gesellschaftlichen Anforderungen. Dementsprechend sollten Aufgabenbereiche und Angebote der Ko-Stelle angepasst werden. Ein Beispiel: Berufsrückkehrerinnen, die über zehn Jahre nicht berufstätig waren, die einen starken Willen mitbringen, wieder arbeiten zu wollen. Arbeitgeber sehen diese Frauen als unqualifiziert (fast in allen Bereichen). Andererseits braucht die Wirtschaft Arbeitskräfte. Wie kann dieses Dilemma gelöst werden? Es gibt schon mehrere gute Ansätze in diese Richtung in der Region. Daran weiter zu arbeiten (gemeinsam mit anderen Akteuren) wäre eine Zukunftsaufgabe der Ko-Stelle.

Zu meiner längerfristigen Planung gehört auch die neue Aufstellung des Unternehmensverbundes (als Leiterin der Ko-Stelle habe ich qua Stellenbeschreibung die Geschäftsführung des Verbundes „Frau und Betrieb“ e. V. übernommen). Der Verbund wurde mit dem Ziel gegründet, familienfreundliche Personalpolitik gemeinsam zu entwickeln und umzusetzen. Unterstützung von berufstätigen Frauen durch flexible Arbeitszeitmodelle, durch Organisation von Kinderbetreuung, durch Förderung des Fortbildungsvorhabens standen und stehen auf der Agenda.

Letzten Endes wäre es denkbar, die Ko-Stelle in der Zukunft als einen wichtigen Partner/Adresse nicht nur für Frauen und Elternzeitler*innen, sondern auch für Unternehmen und Netzwerke zu etablieren. Die Ko-Stelle könnte als Fachstelle zu den Themen wie „Berufsrückkehr“, „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“, „Vereinbarkeit ‚Familie und Beruf‘“ in der Region stärker agieren.

Immer neue Zahlen und Studien berichten davon, dass Frauen nach wie vor im Berufsleben nicht gleichgestellt sind. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Hier spielen mehrere Faktoren mit und sie sind schon bekannt. Ich würde vor allem die finanzielle Ursache einbringen wollen. Unterschiedliche Bezahlung in verschiedenen Branchen ist ein wichtiger Grund für den sogenannten Gender Pay Gap (Unterschied im Bruttoverdienst von Männern und Frauen). Aktuell liegt die Lücke bei 21 Prozent. Typische „Frauenberufe“ werden viel niedriger entlohnt (Gesundheits- und Pflegeberufe, Erzieherinnen). Dieser Umstand hat viel mit der entsprechenden Wertschätzung und zum Teil mit der bis heute anhaltenden Entwertung von Frauenberufen zu tun. Es verändert sich, aber viel zu langsam. Randbemerkung: Nach dem Bericht des WEF wird es noch ca. 170 Jahre dauern, bis Frauen und Männern finanziell gleichgestellt sind. Zum Unterschied im Bruttoverdienst kommt noch eine ökonomische Ursache. Denn für die gleiche Arbeit bekommen Frauen wenig Geld (aktuell beträgt dieser Unterschied rund 6 %). Daraus resultiert die Situation, dass Frauen zuhause bleiben oder einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Das führt wiederum zum Verzicht auf Karriere, obwohl Frauen längst genauso gut ausgebildet sind wie Männer.

Zuletzt würde ich das nach wie vor stark ausgeprägte, traditionelle Rollenverständnis hinzufügen. Elternzeit ist eher Mutter- als Vateraufgabe. Es wird in der Arbeitswelt noch nicht selbstverständlich oder „normal“ gesehen, wenn Väter länger als die obligatorischen zwei Monate in die Elternzeit gehen. Auch die Rahmenbedingungen für berufstätige Frauen oder Familien mit Kindern sind noch nicht optimal geschaffen: Kinderbetreuung, wenig flexible Arbeitszeitmodelle, seltenes Homeoffice, Lohnausgleich. Es gibt bereits ein Umdenken in den Köpfen der jüngeren Generation, eine andere Aufgabenverteilung im Haushalt oder in der Kindererziehung, aber wahrscheinlich geschieht dies nicht schnell genug.

Sie haben die Leitung der Koordinierungsstelle vor knapp vier Monaten übernommen. Wie war der Einstieg?

Der Einstieg war leichter als gedacht. An dieser Stelle möchte ich die Stadt Göttingen als Arbeitgeber sehr loben. Ich hatte Glück, Zeit für die Übernahme und Einarbeitung durch meine Vorgängerin Ina Langanke zu haben. Insgesamt war ich positiv überrascht, wie ich als Außenseiterin in der Verwaltung aufgenommen wurde durch fachliche Unterstützung, Hilfsbereitschaft oder die Einführung in die Arbeitsbereiche. Da ich die Aufgaben der Ko-Stelle und bestehende Netzwerke aus der früheren Zusammenarbeit gut kannte, setzte ich die Arbeit in neuem Status zeitnah fort. Arbeitsfelder und Themen, die für mich neue waren, durfte ich mithilfe des erfahrenen Teams des Gleichstellungsbüros (die Ko-Stelle ist als eigenständiges Projekt beim Gleichstellungsbüro angesiedelt) erlernen oder aneignen.

Konnten Sie schon Ihre eigenen Ziele angehen und vielleicht sogar schon einige umsetzen?

In diesen Monaten passierte schon viel. Grundsätzlich läuft im Hintergrund eine intensive Auseinandersetzung mit den Zielen und Aufgaben der Ko-Stelle, ein ständiger Denkprozess. Die praktische Umsetzung kann ich anhand von ein paar Beispielen schildern. Vor allem ist die Aktualisierung der Homepage und die neue Gestaltung alter Flyer als Übergangslösung realisiert worden. Weiterhin wurden bestehende Angebote der Ko-Stelle intensiv über die Presse kommuniziert, zahlreiche Gespräche mit Kooperations- und Netzwerkpartnern in der Region durchgeführt. Als Ergebnis davon kann ich einen gewissen Schwung mit den Einzelberatungen registrieren. Bei der Jahresversammlung des Unternehmensverbundes im Oktober wurde offen über die neue Aufstellung diskutiert und erste Schritte geplant. Bis Ende des Jahres werde ich zwei inhaltliche Inputs auf den Kooperationsveranstaltungen einbringen und den Workshop für Unternehmen „Familien- und Lebensphasenorientierte Arbeitswelt“ in Kooperation der Ko-Stelle und VHS Göttingen Osterode durchführen.

Wie schätzen Sie die Unterstützung von berufstätigen Frauen hier in Stadt und Landkreis Göttingen ein?

Das Angebot ist vielfältig. Es gibt Beratungen zu verschiedenen Anliegen, Unterstützung bei der Kinderbetreuung (außerhalb KITAs), flexible Weiterbildungs- und Förderangebote. Mehrere Netzwerke beschäftigen sich mit diesem Thema. Viele Unternehmen und Organisationen entwickeln eigene Programme, um berufstätige Frauen und Familien zu unterstützen (als Beispiel kann ich die Stadtverwaltung nennen). Wie effektiv diese Unterstützung ist und wie sie von den berufstätigen Frauen genutzt wird, kann ich noch nicht einschätzen. Dieses Thema steht bei mir auf dem Plan.

Was geben Sie persönlich Frauen mit auf den Weg, wenn sie nach einer Elternzeit in den Job zurückkehren wollen bzw. ihr eigenes Unternehmen gründen wollen?

Vor allem Mut zu Veränderungen haben. Unbedingt professionelle Unterstützung zu holen: Beratung, Begleitung, Coaching. Mehr Zeit für die eigene Verwirklichung und Entwicklung, mehr Zeit für sich selbst nehmen.

 

Kontakt: Koordinierungsstelle „Frauenförderung in der privaten Wirtschaft“ und Geschäftsstelle Verbund „Frau und Betrieb“

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