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für Gründerinnen

Von Astrid Witte von der Gründungsberatung Mobil

Oft wird über die Herausforderungen von Gründer*innen und gerade auch der Selbstständigen in der Corona-Krise gesprochen. Sie stehen auf der beratenden und unterstützenden Seite mit Ihrer Aufgabe. Wie hat sich Ihre Arbeit, Frauen bei der Existenzgründung zu unterstützen in den letzten Monaten verändert?

Schon im ersten Lockdown mussten wir sofort auf die Situation reagieren. Angefangen von der schnellen Umsetzung eines geeigneten Hygienekonzeptes bis hin zur Digitalisierung unseres Beratungs- und Schulungsangebotes. Immer wenn die lokalen Kontaktbeschränkungen es ermöglichten, boten wir unseren Kundinnen einen Mix aus Präsenz- und oder digitalen Beratungsangeboten an. Dies führte immer wieder zu Herausforderungen, denn es waren nicht alle Arbeitsplätze für digitale Beratungsgespräche ausgestattet. Es mussten Webcams und Headsets angeschafft werden. Dies allein war schon schwierig, da die Nachfrage nach diesen Produkten in der Pandemie sehr angestiegen war.

Beratungen boten wir so schnell wie möglich auch telefonisch oder per Videokonferenz an. Hierzu war es unerlässlich, sich selbst mit der Technik, der Konferenzsoftware und umsetzbaren Methoden vertraut zu machen. Schließlich war unser Anspruch, die Gründerinnen mit der gewohnten Qualität individuell zu betreuen. Unsere Arbeitsmethoden und -prozesse mussten wir anpassen und Workshops digitalisieren. Wir konzipierten neue Online-Seminare, Online-Netzwerkveranstaltungen und vollzogen einen umfassenden Digitalisierungsprozess. Auch stellten uns die Kontaktbeschränkungen vor Herausforderungen in unserem Marketing. Wie und wo konnten wir Gründungsinteressierte erreichen und auf unser Angebot aufmerksam machen? Da jeder möglichst zu Hause bleiben sollte, konnten Interessierte unsere Beratungsinformationen nicht wie gewohnt bei unseren Netzwerkpartnern mitnehmen. So setzen wir hier auf stärkere Präsenz über andere Werbekanäle. Jetzt ist es wichtig weiter flexibel zu bleiben, sich auf die Dynamik der Pandemie einzustellen und mit Lockerungen oder neuen Beschränkungen einzustellen, aber auch den Beratungskontext der Gründerinnen zu berücksichtigen. Wo erreiche ich meine Kundin, was macht sie gerade? Wie ist die technische Ausstattung der Kundin und hat sie schon Erfahrung mit Videokonferenzsystemen? Die Kundin im Blick zu behalten, das ist wichtig für den Erfolg des hybriden und digitalen Beratungsprozesses.

Es wird aktuell viel über Kurzarbeit, Überbrückungshilfen, einer bevorstehenden Insolvenzwelle oder von einem „Corona-Rollback“ vieler Frauen wegen z.B. Kinderbetreuungsengpässen gesprochen. Gibt es aktuell überhaupt Frauen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen?

Wir haben schon gemerkt, dass die Beratungszahlen etwas zurückgegangen sind. Allerdings gab es im letzten Jahr zu keinem Zeitpunkt einen richtigen Einbruch bei der Nachfrage zu unserem Beratungsangebot „Wom Activity“. Finanziert ist dieses Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) im Rahmen des F.I.F.A.-Landesprogramms (Förderung von Frauen zur Integration in den Arbeitsmarkt). Insgesamt haben wir weiter eine kontinuierliche Nachfrage nach Gründungsberatung. Wir konnten seit Beginn der Pandemie unser Beratungsangebot durch eine schnelle Digitalisierung jederzeit gründungswilligen Frauen zur Verfügung stellen. Es gibt Frauen, die sich schon länger mit dem Gedanken beschäftigen sich selbständig zu machen. Durch die Krise haben einige Frauen sogar gerade jetzt Zeit, sich darüber Gedanken zu machen und nutzen die Gelegenheit ihr Business zu planen und nebenberuflich oder zu einem späteren Zeitpunkt zu gründen. Es gibt auch Branchen, die von der Krise nicht so stark beeinträchtigt sind oder wo sogar der Bedarf steigt. Wir hatten vor kurzem eine Kinderpsychologie, die im Landkreis eine Praxis mit halbem Kassensitz eröffnet hat. Eine andere Gründerin steht kurz vor der Übernahme einer Physiotherapiepraxis. Eine andere Gründerin ist Dänin und lebt mit ihrem Mann seit einem Jahr in Deutschland. Sie möchte wieder freiberuflich tätig werden. Sie hat schon Aufträge von früheren Kooperationspartnern und benötigt Beratung zu Unterschieden bei Fragen zu Steuern, Rechtsformen und anderen formalen Prozessen.

Wir erhalten viel Feedback, dass die Gründerinnen sehr dankbar für die digitalen Netzwerkgelegenheiten in unseren Online-Seminaren und Workshops sind. Denn gerade in der Pandemie ist es für Gründerinnen schwierig, sich ein Netzwerk zu anderen Unternehmerinnen aufzubauen. Hier sehen wir einen hohen Bedarf, gerade jetzt.

Was sind Ihre Erfahrungen des letzten Jahres? Gibt es Tipps, welche Sie Gründerinnen, die ein Unternehmen jetzt planen, mitgeben möchten?

Ich finde hier gilt, was vor der Pandemie auch schon wichtig war, sich intensiv mit seinem Geschäftsmodell zu beschäftigen. Ein bewährtes und zentrales Element ist der Businessplan. Im Zuge der Digitalisierung und aktuell geltenden Kontaktbeschränkungen ist es natürlich sehr wichtig sich über seine Absatzwege und Kommunikationskanäle bewusst zu werden. Welche Marketingmaßnahmen sind sinnvoll? Wo und wie erreiche ich meine Zielgruppe? Je nach Branche, in der man tätig werden möchte, ist es wichtig sich über Beschränkungen zu informieren und das Risiko abzuwägen, wie sich dies auf die eigene Geschäftsidee auswirken kann. Auch sollte man realistisch, mit kaufmännischer Vorsicht, seine Umsätze planen. In manchen Branchen ist sicherlich mit längeren Anlaufphasen zu rechnen. Das bedeutet auch, dass man den Beginn der Selbständigkeit so wählen sollte, dass die Tätigkeit ausgeübt werden kann. Die Pandemie gibt auch die Chance ein hohes Maß an Kreativität auszuleben und neue Konzepte und Angebote zu etablieren. Mit der Möglichkeit sich auszuprobieren und neue Ideen zu gestalten können auch innovative Prozesse angestoßen werden.

Als Tipp möchte ich mitgeben, sich Unterstützung zu suchen und beispielsweise das kostenlose Beratungsprogramm wie „Wom Activity“ in Anspruch zu nehmen. Hier erhält jede Gründerin persönliches Coaching, Fachwissen, die Möglichkeit sich in Workshops weiterzubilden und zu vernetzen.

 

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