Im September 2021 ist Bundestagswahl. Was die einzelnen Parteien für Gründerinnen und Unternehmerinnen in ihrem Wahlprogramm planen, haben Sie für SHE works! kurz umrissen. Geantwortet haben die CDU/CSU, die FDP, Bündnis 90/Die Grünen sowie die SPD. Die Linke und die AfD haben keine Antworten geschickt.
„Gründerinnen und Gründer schaffen mit neuen Ideen neue Arbeitsplätze und neuen Wohlstand. Das Modernisierungsjahrzehnt soll daher auch ein Gründungsjahrzehnt werden. 2022 werden wir als Startschuss zum Deutschen Gründerjahr machen. Dazu gehört die Kultur einer zweiten Chance, denn Gründungen können auch fehlschlagen. Wir wollen einen neuen Gründergeist von klein auf befördern und vor allem mehr Frauen zu Gründungen ermutigen. Wir werden Unternehmensgründungen innerhalb von 24 Stunden online ermöglichen. Wir haben bereits den Zukunftsfonds I auf den Weg gebracht, der mindestens 30 Milliarden Euro mobilisieren wird. Wir benötigen jetzt einen Rahmen, der größere europäische Investitionen ermöglicht. Daher wollen wir den Zukunftsfonds ausweiten. Dazu gehört auch der Ausbau von Wagniskapital- bzw. Beteiligungsfinanzierungen für technologieorientierte Jungunternehmen. Die steuerlichen und administrativen Hürden für die Niederlassung großer Venture Capital Fonds in Deutschland werden wir abbauen. Gleichzeitig wollen wir die Anlagebedingungen für Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds so verändern, dass sie sich stärker in Wagniskapital- und Beteiligungsfinanzierung engagieren können. Unser Ziel ist, dass Beteiligungen an Startups erst dann besteuert werden, wenn aus den Beteiligungen Gewinne erzielt oder die Anteile veräußert werden. Wir wollen auch die Praktikabilität der Übertragung von Anteilen an Mitarbeiter deutlich verbessern. Dafür wollen wir eine eigene Anteilsklasse schaffen. Für die Weltspitze braucht es kluge und innovative Köpfe aus dem In- und Ausland. Die Beteiligung am Unternehmen ist in vielen Startups ein wichtiger Teil der Mitarbeiterbindung. Wir setzen uns dafür ein, dass die Europäische Union die Rahmenbedingungen für den Digitalen Binnenmarkt weiter verbessert und Netzwerke schafft, um jungen Unternehmen die Skalierung ihrer Geschäftsmodelle zu erleichtern. Wir werden ein bürokratiefreies Jahr nach Gründung einrichten und im zweiten Gründungsjahr bürokratische Belastungen auf ein Minimum reduzieren. Die Ausnahmen sollen vor allem für ausgewählte steuerrechtliche Regeln und Dokumentationspflichten gelten. Damit schaffen wir mehr Freiraum . Über die konsequente Förderung von Gründerinnen und Gründern hinaus möchten wir die bereits geleistete Arbeit des BMWi hervorheben, an die wir in der neuen Legislatur anschließen werden. So finden bspw. gründungsinteressierte Frauen sowie Unternehmerinnen auf www.existenzgruenderinnen. de spezifisch auf Frauen ausgerichtete Informationen und Serviceangebote.
Laut KfW-Gründungsmonitor ist nur eine von drei Personen, die gründen, weiblich. Bei Start-up-Gründungen ist der Frauenanteil noch einmal deutlich geringer und wird aktuell im Female Founders Monitor mit nur 15,7 Prozent ausgewiesen. Bislang fehlt für mehr Gleichberechtigung und Ausgewogenheit bei Gründungen der passende Rahmen, denn Gründungen sind in vielen Fällen komplex. Dabei könnten durch Gründungen mit den richtigen Rahmenbedingungen viele Arbeitsplätze in den nächsten Jahren geschaffen werden. Bei dem Zugang zu Wagniskapital gibt es erhebliche Missverhältnisse zwischen den Geschlechtern. Wir sind für die Einrichtung eines entsprechenden Venture Capital Fonds, welcher den Zugang zum Wagniskapital für Gründerinnen gewährleistet und diese in der Gründungsphase unterstützt. Durch den Ausbau von Netzwerken, Mentoring-Programmen und mehr unabhängige Beratungsstelle wollen wir gezielt Frauen bei Gründungen unterstützen. Zudem setzen wir uns für einen bürokratiearmen Gründungszuschuss in allen Lebenslagen ein. Insgesamt wollen wir eine bessere Absicherung von Gründerinnen und Unternehmerinnen erreichen. Ergänzend bedarf es dringend an Verbesserung bei den Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Unternehmerinnen. Dies sind Anpassungen beim Mutterschutz und dem Elterngeld für Selbstständige, eine bürokratiefreie Gründungsphase sowie die Schaffung von besseren Strukturen zur Altersabsicherung für Gründerinnen z. B. durch eine gesicherte Basisrente. Ausbau der Digitalisierung begreifen wir als Chance für mehr Gleichberechtigung. Flexibilität beim Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und digitale Tools können Gründerinnen und Unternehmerinnen unterstützen. Insgesamt ist für uns die nachhaltige Vereinbarkeit von Familie, Beruf und flexible Weiterbildung für Gründerinnen und Unternehmerinnen durch verschiedene Anreize und Absicherungen ein wichtiges Anliegen. Der Gründergeist muss nachhaltig in der Bildung verankert werden, das Thema Entrepreneurship muss an Schulen endlich eine wichtige Rolle spielen.
Für eine moderne, flexible Gesellschaft, die neuen Ideen und Geschäftsmodellen schnell zum Durchbruch verhilft, braucht es Dynamik und Diversität. Dafür wollen wir GRÜNE ein unbürokratisches und zinsloses Gründungs- und Neustartkapital in Höhe von 25.000 Euro einführen. In den ersten zwei Jahren befreien wir Gründungen weitgehend von Melde- und Berichtspflichten und bieten Information, Beratung und Anmeldung aus einer Hand an (One-Stop-Shop). Ausgründungen in der Wissenschaft werden wir besser fördern (Exist). Mit einem staatlichen Wagniskapitalfonds erleichtern wir die Finanzierung von Start-ups und unterstützen diese u.a. auch mit einem spürbar erhöhten steuerlichen Freibetrag für die Überlassung von Mitarbeiter*innenbeteiligungen. Nur 15 % der Start-ups werden von Frauen gegründet, wir wollen, dass Frauen, die ihr Unternehmen gründen wollen, besser an den Start kommen und wollen sie gezielt fördern mit einem staatlichen Wagniskapitalfonds nur für Frauen. Bei der Vergabe von Fördermitteln und öffentlichen Investitionen muss der Frauenanteil einer Organisation bzw. eines Start-Ups berücksichtigt werden. Vergabe- und Auswahlgremien besetzen wir paritätisch. Die Vielfalt der deutschen Gesellschaft muss sich auch in den Führungs- und Entscheidungsgremien und der Wirtschaft abbilden. Obwohl Frauen mindestens gleich gut qualifiziert sind wie Männer, fehlen sie dort. Freiwillige Regelungen haben leider wenig gebracht. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass zukünftig mindestens ein Drittel der Vorstandssitze größerer und börsennotierter Unternehmen bei Neubesetzung an Frauen gehen. Um das zu erleichtern, wollen wir auch Hindernisse wie fehlende Elternzeitregelungen im Aktienrecht beseitigen. Die Aufsichtsräte dieser Unternehmen sollen bei Neubesetzungen verpflichtend einen Frauenanteil von mindestens 40 Prozent anstreben. Selbstverständlich wollen wir familienunterstützende Dienstleistungen fördern, wie z.B. für ergänzende Kinderbetreuung bei Abendterminen oder haushaltsnahe Dienstleistungen.
Die SPD glaubt an die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschlands. Dazu gehört es auch, wichtige Wachstumsmotoren für die Wirtschaft, wie etwa Start-ups, zu unterstützen und so hochwertige und moderne Arbeitsplätze zu schaffen. Zur Förderung von Unternehmensgründungen sind vor allem drei Kernpunkte wichtig: Organisatorische Unterstützung wie One-Stop-Agenturen für Gründer*innen, erleichterter Zugang zu Kapital durch Projektförderung sowie öffentliche Fonds für Wagniskapital und eine “Kultur der zweiten Chance“, auch im Insolvenzrecht. Darüber hinaus setzt die SPD sich für Förderprogramme ein, die ganz gezielt Existenzgründungen von Frauen sowie Gründungen in der Fläche unterstützen werden. Dazu benötigt es eine zukunftsfähige Investitionspolitik, die Zukunftsbranchen unterstützt und fördert, die den sozial-ökologischen Wandel vorantreiben. Auch mit Mitteln, die etwa die KfW am Kapitalmarkt aufnimmt und mit den Förderbanken der Länder in strategisch wichtige Bereiche lenkt. Außerdem will die SPD die Wirtschaft und Unternehmen stärken, indem endlich eine echte Gleichstellung der Geschlechter erreicht wird. Wir sind überzeugt davon, dass erfolgreiches Wirtschaften geschlechterparitätische und vielfältige Arbeitsteams braucht. Das gilt für alle Arbeitsebenen, auch für die Unternehmensspitzen und Führungsebenen. Um das zu erreichen braucht jetzt die echte Förderung von Frauen, von jungem Alter an. Wir wollen, dass Mädchen und junge Frauen früh erfahren, dass Technik und Unternehmensgründung etwas für sie sein kann und setzen uns weiterhin für die Förderung von Frauen und Mädchen im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich (MINT) ein. Wir wollen einen besseren Zugang für Frauen zu Gründungskapital und eine umfassende und koordinierte Förderstrategie, um geschlechtsbezogene Barrieren insbesondere für digitalisierungsbezogene Unternehmensgründungen abzubauen.