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für Gründerinnen

Möchten Sie sich selbstständig machen und erwägen, ein Unternehmen zu gründen? Sind Sie Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen oder möchten einen Betrieb übernehmen?

Als Mann befänden Sie sich dabei in guter Gesellschaft. Die Führungsstruktur von Unternehmen im Mittelstand ist überwiegend männlich geprägt. Frauen finden sich selten in den Geschäftsführungen wieder. Weniger als sieben Prozent sind es bei den 100 umsatzstärksten deutschen Familienunternehmen, so das Ergebnis der aktuellen Allbright-Studie mit dem Titel „Traditionsreich und frauenarm“.

„Die Perspektive wechseln und selbst die Veränderung sein“

Die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in Führungspositionen bei der Nachfolge ist längst in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen. So fand der bundesweite Aktionstag zur Unternehmensnachfolge durch Frauen im Juni dieses Jahres bereits zum zwölften Mal statt. Eine Vielzahl von bundesweiten Programmen und Frauennetzwerke widmen sich der Förderung von Frauen. Was können Frauen in Führungspositionen selbst in die Hand nehmen? Was hilft, sich als Nachfolgerin und Gründerin zu positionieren? Wie schafft man ein Umdenken im Kopf, Stichwort “Mindset-Wechsel”? Welche Rahmenbedingungen könnten Abhilfe schaffen?

Genau diesen Fragen hat sich Sage, globaler Marktführer bei IT-Systemen für KMUs, in seinem Experten-Talk „Unternehmensnachfolge ist auch weiblich – Sie müssen sich nur trauen“ gewidmet. Für alle, die das Live-Event verpasst haben, berichten wir an dieser Stelle über die spannendsten Erkenntnisse der Diskussion.

Unternehmensnachfolge aus verschiedenen Blickwinkeln

Unter der Moderation von Chérine De Bruijn gaben die Familiennachfolgerin Larissa Zeichhardt und die Gründerin Dr. Enise Lauterbach Einblicke in ihren persönlichen Werdegang, ihre Motivation bei der Führung und woraus sie Kraft schöpfen, wenn sie auf Hindernisse stoßen. Dr. Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft ergänzte die Runde mit Fakten rund um die Unternehmensnachfolge. Wichtig war ihnen allen, nicht nur die Ursachen und Gründe für die ungleiche Geschlechterverteilung in der Nachfolge zu benennen, sondern vor allem Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Frauen ihre Karriere selbst in die Hand nehmen können.

Frauenanteil bei der Nachfolge im Stillstand

Seit Klaus-Heiner Röhl 2010 in seiner Analyse „Unternehmensnachfolge durch Frauen“ den Frauenanteil in der Unternehmensnachfolge unter die Lupe genommen hat, hat sich wenig verändert. Die Annahme damals war, so Röhl, dass künftig ein Aufwärtstrend beim Anteil von Frauen in der Unternehmensführung und in der Nachfolge stattfinden würde. Stattdessen sei es bei einer „Stabilisierung auf eher bescheidenem Niveau“ geblieben. Auch wenn es heute schon selbstverständlicher als vor zehn Jahren sei, dass Frauen Unternehmerinnen und Nachfolgerinnen werden, ist das Ziel noch lange nicht erreicht. „An den Zahlen können wir das nicht ablesen. Die Diskussion in der Öffentlichkeit ist einen Schritt weiter als die Realität“, resümierte Röhl.

Ob sie es als Frau an die Spitze eines Unternehmens schafft, stand für Larissa Zeichhardt nie zur Debatte. Sie fand über Umwege zur Nachfolge: Als ihr Vater starb, war Zeichhardt selbst bereits mehrere Jahre erfolgreich im Konzern tätig. Sie hatte anfangs nur vor, ihre Schwester, die schon länger im Familienbetrieb war, in der Übergangsphase der Nachfolge zu unterstützen. Heute leitet sie das 1969 von ihrem Vater gegründete Elektromontageunternehmen LAT gemeinsam mit ihrer Schwester.

Rahmenbedingungen erschweren oftmals die Nachfolge

Das Branchenumfeld von LAT, der öffentliche Personen-Nahverkehr, ist männlich geprägt. In Meetings wurde Zeichhardt zu Beginn oftmals als die Praktikantin verkannt. Als junge Mutter waren die Rahmenbedingungen in der Unternehmensleitung zum Teil eine Herausforderung, beispielsweise „(…) wenn das Meeting dann doch bis Mitternacht geht“. Die Verantwortung für die Unternehmensgeschicke und die erforderliche Präsenz beim Kunden mit der Betreuung ihrer Kinder zu vereinbaren, sei für viele Frauen schwierig. Ganz besonders in kleineren Familienunternehmen. Diese verfügen selten über eine zweite Führungsebene zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft.

Larissa Zeichhardts Praxis-Tipps für Nachfolgerinnen:

  • Die Rahmenbedingungen im eigenen Unternehmen selbst umgestalten, z.B. in punkto Vereinbarkeit: „Ich verfalle dadurch nicht ins Jammern.“
  • Auf die Stärke des Netzwerkens vertrauen: „Das Netzwerk Women in Mobility hat mich über die Jahre motiviert; nicht nur der Wissensaustausch, sondern auch die Motivation untereinander spielen eine große Rolle.“
  • Die Führung teilen: „Es hat Vorteile, wenn man sich 1:1 ersetzen kann.“

Gründen aus Leidenschaft

Dr. Enise Lauterbach, Chefärztin und Spezialistin für die invasive Behandlung von Herzrhythmusstörungen, hat innerhalb von zwei Jahren zwei Apps für Herzpatienten und Ärzte entwickelt, HERZ-HELD und CONSILIUM. „Ich bin Gründerin geworden, weil ich dem Appell meiner Patienten gefolgt bin“, sagte sie. Dabei konnte sie von ähnlichen Erfahrungen wie Zeichhardt berichten. Viele hatten sie zwar in ihrem Weg bestärkt, doch musste sie auch mit negativen Reaktionen und Aussagen wie „Sie haben doch keine Ahnung von Innovation“ in einem männlich geprägten Umfeld zurechtkommen. „Als Gründerin plötzlich damit konfrontiert zu werden, dass meine Patientenorientiertheit mich zu einer schlechten Geschäftsfrau macht – das hat mich schon verunsichert“, berichtete sie.

Dr. Enise Lauterbachs Praxis-Tipps für Gründerinnen:

 Seine Stärken und Schwächen zu kennen und genau zu wissen, was man will

  • Die richtige Motivation haben: „Dass ich mit dem, was ich tue, den Alltag anderer Menschen besser mache, das gibt mir unglaublich viel.“
  • Empowerment von innen und Mut zum Machen: „Ich kann es jedem empfehlen, der sich ohnmächtig fühlt und glaubt, er kann nichts ändern: Die Perspektive wechseln und selbst die Veränderung sein.“

 Was hindert Frauen, die Führung eines Unternehmens zu übernehmen – das eigene Mindset oder gesellschaftliche Strukturen und Normen?

Diese Frage stellte Moderatorin Chérine De Bruijn den Zuschauenden der Diskussionsrunde.

Das Ergebnis war ausgeglichen, mit leichter Tendenz zu gesellschaftlichen Normen und Strukturen. Den ExpertInnen fielen eine Vielzahl von Ansatzpunkten ein, um sich selbst zu empowern und dadurch auch den Wandel der gesellschaftlichen Normen anzustoßen, denn die Punkte würden sich auch gegenseitig beeinflussen, so der Konsens.

 So gelingt der Wandel

  • Kinderbetreuung flexibler gestalten: „Vereinbarkeit ohne Betreuung funktioniert nicht“, sagte Zeichhardt. Sie könne sich ein Baukastensystem gut vorstellen, mit dem die Bestandteile Haushalt, Kita & Betreuung in individueller Form genutzt werden könnten.
  • Als Unternehmen auf eine ausgeglichene Führung achten: Je mehr Frauen in der Führung seien, desto einfacher würden Hürden wie späte Meetings bis in die Nacht oder viele Geschäftsreisen unter der Woche, die eigentlich auch gar nicht nötig sind, wegfallen.
  • Im Betriebsumfeld an beide Geschlechter denken: Gibt es zum Beispiel eine Frauentoilette auf dem Bau? Ist die Bleischürze für ÄrztInnen in verschiedenen Größen verfügbar? „Scheinbar kleine Punkte wie die Jacke, die passt, sind wichtig! Es ist ein langer Weg, bis wir oben angekommen sind. Wenn der Weg schon steinig ist und keinen Spaß macht, dann ist die Luft nach zehn Jahren raus, obwohl genau da dann das Sprungbrett zur höheren Führungsebene wäre“, sagte Zeichhardt.
  • Auf die Kommunikation und Sprache achten, z.B. in Stellenanzeigen gezielt Frauen und Männer, Ärztinnen und Ärzte, Ingenieurinnen und Ingenieure ansprechen, regte Dr. Lauterbach an.
  • Diversität fördern: „Ich kann meine Bautrupps direkt vergleichen. Unsere gemischten Teams bringen bessere Ergebnisse, sie schaffen mehr, sie dokumentieren ordentlicher. Wenn wir anfangen, Teams besser durchzumischen, werden sich die Rahmenbedingungen automatisch ändern“, berichtete Zeichhardt über LAT.
  • Für Gründerkultur werben: Es gälte das Feuer für Technik und die sogenannten MINT-Fächern zu entfachen und dabei schon in der Schule anzusetzen, meinte Röhl.

Zusammenfassend wurden in der Runde nochmal die wichtigsten Ansatzpunkte für den Mindset-Wechsel bei Frauen zusammengetragen. Dazu gehörten unter anderem „Traditionen aufbrechen“, „Diskussionen anstoßen und ihre Positionen einfordern“, „Nein zum übertriebenen Perfektionismus“, „neue Führungskultur wagen, zum Beispiel Doppelspitzen“, „Mut zum Regeln brechen, aber mit Respekt“, „Keine Angst vor Fehlern“.

Fazit: Was Frauen sich selbst zutrauen und welchen Weg sie in ihrer Karriere einschlagen, hängt immer unmittelbar mit den strukturellen Rahmenbedingungen für UnternehmerInnen zusammen. Die gute Nachricht für alle Frauen mit Berufsziel Nachfolgerin oder Gründerin: Die eigene Einstellung, Empowerment und der Mut zum Unternehmertum beeinflussen andere. „Wenn man diesen Funken überspringen lässt, empowert das viele und ist wahnsinnig bestärkend“, sagte Dr. Enise Lauterbach.

Ein Beitrag von Sage, globaler Marktführer bei IT-Systemen für KMUs

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